Du sitzt mit jemanden zusammen, der seine Argumente, seine
Meinungen, seine Einstellungen kundgetan hat, seine "Pfeile"
abeschossen hat. Das hat jetzt nichts mit Beziehung, Zukunft oder
Träumen zu tun. Du weißt einfach, wie jemand sich im Leben
"positioniert" hat. Dieser jemand ist empfindlich, dass weißt Du
auch... oder besser empfindsam, nicht empfindlich. Du ahnst
Reaktionen, Du weißt, aus welchen Gegebenheiten, Worten, Taten
jemand Analysen, Ergebnisse und Entschlüsse gefasst hat. Und dieser
jemand bedeutet Dir ohne Ende viel.... einfach aus Dingen heraus,
die vollkommen unabhängig sind, die auf anderen Ebenen liegen. Das
ist das, was Du zu 100 % weißt. Du möchtest diskutieren, möchtest
Behauptungen oder Ansichten in den Raum stellen. Aber Du weißt, wie
schnell dieses nicht richtig verstanden werden KÖNNTE. Dass das so
ist, befürchtest Du, weißt es aber nicht. Aber Du hast Angst, dass
du auf einmal in eben diesem Hagel aus Pfeilen selber stehst.....
Du verfolgst mit Interesse die Ansichten und Ausführungen des
anderen, findest sie spannend, erhitzen Deine Gedanken. Aber Du
möchtest auch sagen, wie Du zu Dingen stehst. Versuchst es
vorsichtig, aber es ist aus irgendwelchen Gründen nie das selbe. Die
Welt ist rund, aber für Dein Gegenüber ist die Welt - und nur für
ihn - eckig. Dieses Recht hat kein anderer. Und Du sollst
akzeptieren, dass ein Rad immer vorwärts läuft, und nur für ihn
rückwärts. Du WEISST, dass für jeden das Rad rund ist, die Welt rund
ist. Aber Du weisst auch, dass nur die Aussage, dass für andere die
Welt rund ist, außer für Dein Gegenüber, akzeptiert wird. Du
zappelst rum, weißt 1000 Gründe, warum du recht hast, der andere
nicht. Möchtest einen kurzen Moment, dass der andere es wenigstens
für MÖGLICH hält, möchtest den Fuss in die Tür stellen, um sie zu
öffnen. So wie Du mit Spannung und offenem Interesse versuchst
Meinungen zu verinnerlichen und zu verstehen, Dich vielleicht auch
"belehren"lassen willst, kannst Du im Gegenzug nicht darauf hoffen.
Jeder Versuch in diese Richtung wird mit einem Kopfschütteln
beantwortet. Okay, wieder was falsch verstanden, bekommst Du
mitgeteilt. Eine Diskussion bringt etwas, wenn eine offene Maßlatte
mit Allgemeingültigkeit angelegt wird. 3cm nach vorn, sind für alle
3 cm und nicht für den einen so und den anderen so. Ein Kilo ist ein
Kilo und wiegt für beide Seiten gleich schwer. So lange man über
dritte Sachen spricht, funktioniert es wunderbar, man ist sich
einig. Aber bei gewissen Dingen kommt das Ungleichgewicht ins Spiel.
Und dann überlegt man sich sehr gut, ob man etwas so oder so
formuliert. Man nickt zum letzten Argument, ABER..... nee, das ABER
behält man lieber für sich. Wie wird es verstanden? Risiken will man
nicht eingehen.... man soll vertrauen, aber alles was man sagt wird
dennoch gewertet. In einer bestimmten Richtung ist die Wertung aber
nicht "objektiv", also allgemeingültig. In dieser speziellen
Hinsicht ist die Wertung eben anders.
Und indem man sich Gedanken über Grundsätzlichkeiten macht und sie
erklären will (wie ich jetzt hier), fragt man sich schon wieder, ob
es richtig ist. Man hört förmlich: "Für mich.... bei mir....das ist
eben so!" Ich versuche gerade, Dir zu erzählen, warum es mir
manchmal so schwer fällt, mit Dir auf Augenhöhe zu diskutieren und
meine Meinung mit offenen ehrlichen Worten zu vertreten, zu
riskieren oder sich zu erlauben, mal nicht die richtigen Worte zu
finden. Man befürchtet, dass einzelne Aussagen aus dem Zusammenhang
genommen werden und auf einmal alleine da stehen, ohne den Schutz
der Emotionen, der Situation in der sie gesprochen wurden, dem
Zusammenhang, der den Sinn machen sollte. Vertrauen, dass das nicht
passiert? Nein, das geht schwer, hat man es doch schon erlebt.
Vertrauen in Dich....? UNENDLICH !!! Vertrauen in mich..... DAS ist,
wo es hakt. Ich vertraue mir manchmal nicht, dass ich auf Anhieb den
Ton oder die Worte treffe, die das Mittelmaß finden. Die nicht zu
persönlich sind, die nicht manipulativ sind, die kein Kopfkino
verursachen, die nicht umgedreht werden können, einfach nicht die
Kugel sind, die aus dem Lauf mit keinem Gebet mehr aufgehalten
werden können.
Und jetzt weiß ich, oder kann mir vorstellen, dass Du sagst: Hä,
kannst Du mir das bitte etwas verständlicher erklären? Genau DAS
geht eben so schwer.
Ich könnte jetzt ein Beispiel konstruieren und weiß schon wieder
nicht, ob es richtig ist. Mache ich es zu allgemein (Analogie),
fällt es Dir immer noch schwer, mir zu folgen. Mache ich es konkret,
dann habe ich Sorge, dass ich das Ziel und den Sinn verfehle....
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